Die Rolandstatue ist ein Reiterstandbild, dass den Hehlinger Roland zu Pferde zeigt. Sie steht seit 2012 in Hehlingen (Stadt Wolfsburg).
letzte Änderung am 27.08.2024
Im Jahr 2012 beging Hehlingen, ein Ortsteil der Stadt Wolfsburg, die 900-Jahr-Feier ihrer schriftlichen Ersterwähnung. Zu diesem Anlass wurde in einem Festakt das neue Roland-Reiterstandbild, der Hehlinger Roland, in der Ortsmitte enthüllt. Die 3,50 m hohe Reiterstatue aus Bronze war vom deutschen Bildhauer Georg Arfmann (1927-2015) geschaffen worden. Das Standbild entstand auf Initiative des Kulturvereins Hehlinger Roland e.V. (siehe Vereinsgeschichte) unter der damaligen Vorsitzenden Barbara Metzkat. Gefördert durch viele Sponsoren (siehe Foto unten), konnte es zum genannten Jubiläum realisiert werden.
Begründet wurde die Schaffung dieser neuen Statue eines reitenden Rolands mit den lokalen Überlieferungen. Diese lassen sich zu drei Punkten zusammenfassen:
1. Seit über zweihundert Jahren hat die Ortschaft Hehlingen einen bewaffneten Reiter im Ortssiegel (siehe unten). Dieser sitzt auf einem stehenden Pferd und erhebt eine schwertähnliche Waffe.
2. Seit über zweihundert Jahren erzählen nachweislich die Einwohner von Hehlingen die Sage vom Diebstahl einer Statue und vieler Rechte durch (Neu-)Haldensleber Bürger (siehe Rolandsage). Die Hehlinger sahen in der Statue einen Roland. Die (Neu-)Haldensleber wollten ein Abbild von Heinrich dem Löwen darin erkennen.
3. Ein Rolandstandbild in der Stadt Haldensleben wird erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt. Es wurde im 16. Jahrhundert als Reiterstandbild auf dem Marktplatz der Stadt erneuert und steht heute im Museum Haldensleben (siehe fundierten Beitrag von Ullrich Hauer von 2005 zum Haldensleber Roland).
Der Hehlinger Roland ist bereits überregional bekannt. So wird er in der Liste der Rolandstatuen und unter Rolande der Welt genannt. twh
Der Archivar und Historiker Georg Sello (1850-1926) hat vom Hehlinger Gemeindesiegel mit einem Durchmesser von etwa 2 cm eine Zeichnung nach einem Abdruck in Siegellack aus seiner Sammlung angefertigt (siehe Abb. 1, oben).(1) Sie wurde 1906 veröffentlicht.(2) Die Zeichnung zeigt den Text „HEHLINGEN“ und ein stehendes Pferd mit einem Reiter, der eine schwertähnliche Waffe in der rechten Hand hält. Neben der unklaren spitzen Kopfbedeckung müssen einige Besonderheiten genannt werden. 1. Das Pferd steht auf einer angedeuteten grasähnlichen Ebene. Die Ebene ist kein Denkmalsockel! 2. Ein Pistolenholster mit Pistole ist deutlich zu erkennen. 3. Eine Schwert- oder Degenscheide hängt an der linken Seite des Pferdes. 4. Der Reiter trägt Reiterstiefel mit großen Stulpen im Kniebereich. Im schwarzweißen Siegelabdruck auf Papier von 1815 (3) sind die Besonderheiten Pistole, Scheide und Stulpen nicht erkennbar (siehe Abb. 1, unten)!
Interpretation: Der Reiter ist insbesondere durch seine Pistole als ein berittener Soldat der schweren Kavallerie (Kürassier) des 18. Jahrhunderts zu identifizieren. Diese führten einen geraden Reiterdegen mit starker breiter Klinge (Kavallerie-Pallasch) als Hauptwaffe und ein Paar lange einschüssige Pistolen im Pistolenholster bzw. ein gekürztes Gewehr mit.(4) Bereits Georg Sello ordnete den Siegelentwurf ins 18. Jh. ein.(5)
Das Hehlinger Gemeindesiegel (vor 1815) zeigt nicht den berittenen (Neu-)Haldensleber Roland von 1528 auf seinem Denkmalsockel oder seinen Vorgänger!
Nur vor dem Hintergrund der älteren mündlichen Überlieferung der Hehlinger Rolandsage wurde der Papierabdruck des Gemeindesiegels aus dem 19. Jh. als reitender Roland von Hehlingen wahrgenommen. twh
Anm.: 1 Sello, Georg, 1920. Der Roland von Neuhaldensleben. Neuhaldensleben: Allerverein, Festschrift zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen des Allervereins, S. 23. 2 Sello, Georg, 1906. Vindiciae Rulandi Bremensis. In: Bremisches Jahrbuch, Vol. 21. Band (1906). Bremen: Historische Gesellschaft Bremen, S. 1-95, Tafel X, Illustration 2; Auch in: Munzel-Everling, Dietlinde, 2005. Rolande: Die europäischen Rolanddarstellungen und Rolandfiguren. Magdeburg: Stadtplanungsamt Magdeburg, Verlag Janos Stekovics, S. 114. 3 [Dokument von 1815]. Standort: LSASA, MD, C30 Gardelegen A, Nr. 1328; Auch in: Biegel, Gerd, 2012. 1112-2012: 900 Jahre Hehlingen. Braunschweig: Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte, S. 179. 4 Schönauer, Tobias u. Daniel Hohrath, 2019. Formen des Krieges 1600-1815 [Katalog]. Neustadt an der Aisch: Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt, Nr. 19, S. 144, 146, 148. 5 Sello 1920,S.23.